„Angst oder Ohnmacht sind die falschen Begriffe für das, was wir derzeit erleben, weil ich relativ schnell registriert habe, welche Welle da auf uns zurollt. Bevor ich den Geschäftsführerposten im Central-Hotel Kaiserhof übernommen habe, war ich viele Jahre in verschiedenen Hotelketten, darunter Kempinski und Four Seasons, beschäftigt. Durch mein Netzwerk in Asien wusste ich deshalb schon im Februar, was genau kommen wird – und dementsprechend schnell haben wir bereits Anfang März reagiert und Kurzarbeitergeld für unsere Angestellten beantragt. Zudem versuchen wir, in vielen Bereichen zu sparen, haben deshalb kurzfristige Maßnahmen wie Steuerstundungen oder die Anpassung von Abschlägen für die Strom- und Gaslieferungen angeschoben.
Momentan ist es nun so, dass sowohl unser Hotel Kaiserhof als auch das Restaurant Brunnenhof und das Café Centrale geschlossen haben. Da macht man sich dann schon Gedanken darüber, wie es weitergehen soll. Eine Idee, die wir schnell umsetzen konnten, war der Aufbau unseres Webshops. Das hatten wir zwar schon vor einiger Zeit geplant und ins Auge gefasst, nun aber zügig realisiert. Im Webshop, der über unsere Internetseite zu erreichen ist, besteht nun von Montag bis Samstag, jeweils zwischen 12 und 20 Uhr, die Möglichkeit, Speisen, Getränke und unsere hauseigenen Kaffeespezialitäten zu bestellen. Die Bestellungen liefern wir dann selbst durch unsere rund 20 Studenten und Auszubildenden, die nicht in Kurzarbeit gehen konnten, aus. An Ostern hat das mit knapp 100 Bestellungen unseres Osterlamms bereits hervorragend geklappt. Allerdings sind wir uns alle dessen bewusst, dass das nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist.
Deshalb hoffen wir sehr, in den nächsten zwei Wochen wieder – wenn auch nur eingeschränkt – öffnen zu dürfen. Wir haben uns Masken und Spuckschutz liefern lassen, im Restaurant werden zurzeit die Tische mit der nötigen Distanz zueinander platziert und Abstandsmarkierungen angebracht. Für uns alle – und da spreche ich für meine rund 70 Mitarbeiter und mich – ist diese Situation sehr belastend und stellt eine große Herausforderung dar – das übrigens auch emotional. Dazu kommen eine große Unsicherheit und das Gefühl, in der Schwebe zu hängen, da sich die nächsten Wochen unternehmerisch fast gar nicht planen lassen.
Wie sich die Sache entwickelt, müssen wir nun abwarten. Ich rechne aber fest damit, dass unsere Branche in den kommenden 18 bis 24 Monaten massiv von Einschränkungen betroffen sein wird. Hier reden wir dann davon, dass die Auslastung von Hotel, Restaurant und Café nicht bei 100 Prozent liegt, sondern sich irgendwo zwischen zehn und maximal 50, 60 Prozent bewegt.“
Alexander Rüter leitet Central-Hotel Kaiserhof in dritter Generation
Alexander Rüter ist Geschäftsführer des Central-Hotels Kaiserhof, das sich mitten im Herzen Hannovers, direkt gegenüber das Hauptbahnhofs, befindet. Das Viersternehaus wurde 1889 gegründet, 1968 von Wilhelm Rüter erworben und befindet sich heute, mittlerweile in dritter Generation, nach wie vor in Familienhand. Zum Hotel mit seinen 78 Zimmern gehören das Restaurant Brunnenhof und das Café Centrale. Das kulinarische Angebot kann trotz coronabedingter Schließung weiter von den Hannoveranern in Anspruch genommen werden – und zwar durch eine Bestellung im hauseigenen Webshop.