Lanico-Geschäftsführer schickt Mitarbeiter eigenständig in Quarantäne

Die niedersächsische Wirtschaft hat nach wie vor mit dem Coronavirus und dessen Auswirkungen zu kämpfen.

Aber: Vielen Unternehmen ist es gelungen, rechtzeitig zu reagieren und Veränderungen anzuschieben. Eines dieser Unternehmen ist die Lanico Maschinenbau Otto Niemsch GmbH aus Braunschweig. Über die Auswirkungen von Corona, getroffene Maßnahmen und Zukunftschancen berichtet Geschäftsführer Christian Niemsch.

„Noch bevor das Coronavirus in Deutschland so richtig ein Thema war, haben wir uns damit beschäftigt. Das hat zwei Gründe, die mit der Struktur unseres Unternehmens zu tun haben. Auf der einen Seite exportieren wir die von uns produzierten Maschinen zu rund 90 Prozent. Auf der anderen Seite sind viele unserer Mitarbeiter regelmäßig im Ausland, um die Maschinen vor Ort beim Kunden in Betrieb zu nehmen und zu warten. Das war Anfang des Jahres der Fall. Als die Sache dann akuter wurde, ging es für uns darum, ganz schnell Kontakt zu den Mitarbeitern im Ausland zu bekommen und die Rückreise nach Deutschland zu organisieren. Das hat in allen Fällen geklappt. Unsere Sorge galt dann aber den Hygienestandards an den Flughäfen. Aus diesem Grund wurde jeder aus dem Ausland zurückgeholte Angestellte von uns eigenständig – und damals noch ohne behördliche Anweisung – in eine 14-tägige häusliche Quarantäne geschickt.

In einem zweiten Schritt mussten wir uns darum kümmern, das Arbeiten an die Gegebenheiten anzupassen. Stichwort hier: Digitalisierung. Innerhalb von zwei Wochen haben wir also Notebooks für alle Mitarbeiter besorgt – die waren aber eigentlich ausverkauft und nur ganz schwer zu bekommen – und Systeme sowie die Software für das Homeoffice eingerichtet. Das Arbeiten von zu Hause aus – inklusive Fernzugriff auf die Rechner in der Firma – klappt aber nur, wenn jemand jeden Morgen alle Computer einschaltet. Auch das galt es zu organisieren. Zudem haben wir ein Zweischichtsystem eingerichtet. Das sieht vor, dass ein Teil des Teams vier Wochen arbeitet und dann vom zweiten Teil abgelöst wird. So können wir auf Ausfälle schnell reagieren. Trotzdem ist immer die Angst präsent, dass es einen Corona-Fall geben könnte und der ganze Laden dichtgemacht wird.

Rund 80 unserer 112 Angestellten sind teilweise in Kurzarbeit. Das hat vor allem den Grund, dass wir so flexibel sind und durch weniger Personal, das auf einmal in der Firma ist, Hygienemaßnahmen optimaler umsetzen und Mindestabstände besser einhalten können. Ansonsten werden wir wahrscheinlich einen KfW-Kredit beantragen. Das hat den Grund, dass bei uns ein Vorlauf von zehn bis zwölf Monaten existiert, wir für dieses Jahr also so gut wie keine freien Kapazitäten mehr haben. Dadurch, dass die Monteure nun aber nicht zum Kunden und ins Ausland kommen, entsteht ein Bearbeitungsstau. Was das kommende Jahr anbetrifft, sind zwar Projektanfragen vorhanden, die Abschlüsse gestalten sich aber schwieriger. Deshalb ist der Kredit eine vorläufige Sicherheit.

Und ich habe das Gefühl, dass vielerorts das Vertrauen in die Globalisierung und weltweite Lieferketten zunehmend verloren geht. Viele unserer Kunden möchten sich deshalb unabhängiger vom globalen Geschehen machen und stattdessen die europäischen Netzwerke ausbauen. Das ist für uns sehr spannend! Positiv sind außerdem Fakten wie Entschleunigung und Solidarität im Umgang miteinander. Das kann und darf gerne dauerhaft so bleiben!“

Weltweit aktives Familienunternehmen

Christian Niemsch ist Geschäftsführer der Lanico Maschinenbau Otto Niemsch GmbH, die seit mehr als 100 Jahren in Braunschweig besteht. Den Grundstein für das heute weltweit tätige Unternehmen legte 1919 Namensgeber Otto Niemsch gemeinsam mit zwei Mitstreitern. 2018 stieg Christian Niemsch, Urenkel des Gründers, zum Geschäftsführer des Familienbetriebes auf, der genau 112 Mitarbeiter beschäftigt. Kernkompetenz: der Bau von Maschinen für die Dosenherstellung und die abfüllende Industrie.

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